Montag, 30. August 2010

Sherlock

"It is of the first importance not to allow your judgment to be biased by personal qualities. The emotional qualities are antagonistic to clear reasoning. I assure you that the most winning woman I ever knew was hanged for poisoning three little children for their insurance-money, and the most repellent man of my acquaintance is a philanthropist who has spent nearly a quarter of a million upon the London poor." 

Es ist soweit: Sherlock Holmes, genialer Detektiv und für sympathische Äußerungen wie die obige bekannt, wurde endlich auf eine ihm angemessene Weise verfilmt (der letztjährige Kinofilm von Guy Ritchie kam dem Original auch schon etwas näher als die schrecklichen Versionen der 40er bis 80er Jahre) und die ersten drei Folgen dieses Unterfangens sind ab heute (zumindest in UK) käuflich zu erwerben. Titel der Mini-Serie des BBC ist "Sherlock", die Handlung wurde vom viktorianischen in ein zeitgenössisches London versetzt. Sherlock wird von Benedict Cumberbatch als sozial unfähiges, tendenziell autistisches Genie dargestellt, das die Lösung eines Rätsels über alles andere stellt und die Kokain-Vorräte des Original-Holmes gegen Nikotinpflaster eingetauscht hat. Der neue Watson (Martin Freeman) hat seine Beinverletzung aus dem Afghanistan-Krieg und beschreibt seine Abenteuer mit Holmes auf einem Blog. Abgesehen von diesen Modernisierungen sind die beiden Figuren stark an Arthur Conan Doyles Geschichten orientiert. Ich als großer Holmes-Fan bin jedenfalls äußerst begeistert von der Adaption und freue mich, dass das BBC schon weitere Folgen für nächstes Jahr angekündigt hat.



"Life is infinitely stranger than anything which the mind of man could invent. We would not dare to conceive the things which are really mere commonplaces of existence. If we could fly out of that window hand in hand, hover over this great city, gently remove the roofs, and peep in at the queer things which are going on, the strange coincidences, the plannings, the cross-purposes, the wonderful chains of events, working through generations, and leading to the most outre results, it would make all fiction with its conventionalities and foreseen conclusions most stale and unprofitable."

Mittwoch, 25. August 2010

Kartoffeln à la Besser geht's nicht

Es gibt Gerichte, die sind fast zu gut um wahr zu sein. Dieses hier ist so eines, und zwar aus folgenden Gründen:
1. Es ist extrem schnell gemacht
2. Es erfordert minimalen Aufwand
3. Es besteht aus einfachen, alltäglichen Zutaten, die man sowieso meistens im Haus hat und
4. Es schmeckt etwa tausendmal besser, als man aus Punkt 1 bis 3 schließen würde.
Ich präsentiere: meine Ofenkartoffeln mit Feta und Oliven.
Den Ofen auf 180°C vorheizen.
500 g kleine Kartoffeln (z.B. Drillinge) vierteln und mit
1/2 Glas schwarzen Oliven ohne Stein auf ein Blech oder in eine Auflaufform geben (Ich hatte noch eine Zucchini da, die kam diesmal auch mit rein). Großzügig
salzen und pfeffern, dann
4 EL Olivenöl,
einige Thymianzweige sowie
2 halbierte Knoblauchzehen dazugeben. Gut vermischen und in den Ofen stellen. Zwischendurch ein bis zweimal umrühren. Nach ca. 20 Minuten
1 Packung Feta zerkrümeln und darüberstreuen, weitere 10 Minuten backen - Fertig!
Die schnelle Variante: dazu ein Glas Rotwein.
Die luxuriöse Variante: dazu ein kurz gebratenes Lammfilet.
(Meine Variante: beides.)

Freitag, 20. August 2010

Ein Schmorgericht

Ich stehe der griechischen Küche eigentlich etwas skeptisch gegenüber, da sie sich - wie ich finde - nicht gerade durch besondere Vielfältigkeit auszeichnet: die einzigen beiden Zubereitungsarten, auf die ich bisher dort gestossen bin, sind wahlweise in Öl oder in Tomatensauce ertränken, bis jegliches Eigenleben aus Fisch, Fleisch und Gemüse (ist dann auch relativ egal, was es war) entwichen ist. Auch die übermäßige Verwendung von Zwiebeln und Knoblauch entspricht nicht so sehr meinem Geschmack. Dabei sind die meisten typisch griechischen Zutaten für sich genommen ein Traum: Natives Olivenöl, kleine, intensiv schmeckende Auberginen, sonnengereifte Tomaten. Von griechischem Jogurt, Honig und Pistazien mal ganz zu schweigen.
Ein griechischer Freund schaffte es jedenfalls im letzten Sommer, meine Skepsis für einige Zeit mundtot zu machen, und das trotz oder vielleicht gerade wegen seiner ingeniösen Kombination der beiden traditionellen Zubereitungsarten: erst in Olivenöl braten, dann in Tomatensauce schmoren. Seine μελιτζάνες (sprich 'melintzanes' = Auberginen) waren das perfekte vegetarische Schmorgericht, schmeckten nach Urlaub und Sonne und tatsächlich auch nach allen enthaltenen Zutaten. So ließ ich mir das Rezept geben und drückte mich ein Jahr lang drum herum, es auszuprobieren, aus Angst, es könne nicht gelingen und damit die griechische Küche für mich ein für alle mal ruinieren. Bis gestern. Da stellte ich mich meiner Angst und siehe da: die Melintzanes gelangen ganz grossartig. So grossartig, dass ich der griechischen Küche hiermit ein offizielles Versöhnungsangebot ausspreche.

2 Auberginen in mittelgroße Würfel schneiden und sie 3-4 Stunden in stark gesalzenem Wasser einweichen. Trockentupfen und etwa 5 Minuten lang in
5 EL Olivenöl anbraten. Die gebratenen Auberginen auf einigen Lagen Küchenrolle verteilen, um das überschüssige Öl aufzusaugen. In der Pfanne
2 gehackte Knoblauchzehen anbraten. Mit
350 ml Rotwein ablöschen und kurz einköcheln lassen.
400 ml Tomatenpüree dazugeben und mit
Salz und Pfeffer würzen. Die Auberginen hineingeben und 45 Minuten bei niedrigster Stufe schmoren bzw. leicht köcheln lassen. Mit
1 Msp. Zimt,
1 EL frisch gehacktem Basilikum und
1 EL frisch gehackter Petersilie würzen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Mit Reis oder Ofenkartoffeln servieren.

Dienstag, 17. August 2010

Bend it

Vor lauter Kuchenrezepten ist die Kultur, die im Untertitel dieses Blogs so großzügig in Aussicht gestellt wird, etwas kurz gekommen in letzter Zeit. Um das zu ändern, aber dabei nicht allzu ernsthaft zu werden, gibt es heute ein bisschen Kunst vom britischen Künstlerduo Gilbert & George. Enjoy!

Sonntag, 15. August 2010

Geburtstag

Geburtstage sind etwas Tolles. Gar nicht unbedingt nur die eigenen, auch wenn es sich bei diesem Eintrag tatsächlich um meinen Geburtstag dreht. Geschenke und Kuchen und Kerzen und Feiern und Festessen machen immer Spaß, vor allem wenn sie in dieser Häufung auftreten. Wobei ich jetzt ja doch ganz ehrlich sagen muss, wenn man dann auch noch das Zentrum dieser Aktivitäten ist, und all die tollen Geschenke selbst auspacken und all die brennenden Kerzen selbst auspusten darf und auch darüber hinaus noch einige Narrenfreiheit besitzt, dann ist das schon besonders toll.
Diese Erkenntnis, ein Tisch voller fantastischer Geschenke, zwei sehr schöne Abende (das ist der klare Vorteil daran, in den Geburtstag hineinzufeiern: man feiert den ganzen Vorabend und dann geht man schlafen und wenn man aufwacht, hat man immer noch Geburtstag...) sind das Ergebnis des 13. August. Das und der seitdem anhaltende Zustand wohliger Sättigung dank zweier Geburtstagskuchen.
(Ja, gute Menschen backen weiterhin für mich, danke ihr beiden!)











































Und hier das Rezept für einen der besten Kuchen der Welt: meinem Geburtstags-Spezial-Heidelbeerkuchen:
100 g Butter, zimmerwarm, mit
45 g Zucker schaumig schlagen.
3 Eigelb nach und nach unterrühren.
3 Eiweiß mit
45 g Zucker und
1 Prise Salz steif schlagen und abwechselnd mit
200 g gemahlenen Mandeln unter die Butter heben.
In eine gebutterte Springform füllen und bei 180°C 30 Minuten backen. Empfehlenswert: die doppelte Menge Teig machen, etwas länger (ca. 40 min) backen, dann auskühlen lassen, halbieren und die eine Hälfte belegen, die andere auf Vorrat einfrieren. Der Tortenboden eignet sich für alle möglichen Früchte, aber an meinem Geburtstag müssen es Heidelbeeren sein:
150 g Topfen (alternativ geschlagene Sahne verwenden) mit
1 TL Zucker verrühren und den Boden damit bestreichen, einen Tortenring um den Kuchen legen und
700 g Heidelbeeren auf dem Topfen verteilen.
1 1/2 Päckchen Tortenguss nach Packungsanweisung zubereiten und darübergeben.
Fest werden lassen und dann den Tortenring vorsichtig abnehmen. Jippie!

Mittwoch, 11. August 2010

Gute Menschen backen für mich

Da ich ja nicht nur gern koche, sondern auch gern esse, kann ich nur wiederholen, wie sehr ich mich freue über all diese besorgten Menschen, die mich in letzter Zeit mit Essen versorgen. Heute wurde mir kredenzt: Sandkuchen, mit Zitronenglasur, und als ob das nicht schon famos genug wäre, in Cupcake-Form.
Problematisch an der Arbeit am Schreibtisch ist, dass sie zwar keine Kalorien verbraucht, aber die ständige Illusion eines leeren Magens erzeugt. Erschwerend (ja, im wahrsten Sinne des Wortes) kommt hinzu, dass der Weg zum Kühlschrank (von den besorgten Menschen exquisit befüllt) eine besonders verlockende Ablenkung vom Schreibtisch bietet. Andererseits, wie trostlos wäre ein Tag am Schreibtisch ohne die Aussicht auf die ein oder andere Cupcake-Pause? Wie unproduktiv wäre ich ohne die gesicherte Kalorienzufuhr? Das möchte ich mir lieber gar nicht vorstellen. Ein Hoch auf den Kühlschrank-Inhalt und ein noch höheres Hoch auf Zitronen-Cupcakes.
Und so gehts:
250 g Butter mit
150 g Zucker schaumig rühren. Nach und nach
3 Eier dazugeben und unterrühren. (Eier und Butter sollten Zimmertemperatur haben, sonst lassen sie sich nicht vermischen und der Teig wird grießlig.)
1 Prise Salz und den
Abrieb von 1 Zitrone unterrühren.
200 g Mehl mit
1-2 TL Backpulver vermischen und unter die Masse heben. In Muffinformen füllen und bei 175°C goldbraun backen (20-30 min).

Donnerstag, 5. August 2010

Ein Traum in grün

Vielleicht sollte ich aufgrund der aktuellen Bedingungen eine neue Rubrik eröffnen, die da heißt "Gute Menschen kochen für mich". Scheinbar habe ich durch meinen Studentenfutter-Post Mitleid und Besorgnis bei meinen Mitmenschen erregt, denn schon trudeln die ersten Lebensrettungspakete bei mir ein... Allen voran dieses grandiose Pesto, das mir tatsächlich gestern, wenn auch vielleicht nicht das Leben, so doch zumindest den Tag gerettet hat, der bis dahin hauptsächlich aus schwarzen Buchstaben auf weißem Papier bestand, die mir gegen Abend so vor den Augen verschwammen, dass ich nach wie vor einige versprengte in meinem Blickfeld zu sehen glaube. Was gibt es schöneres nach so einem Tag als ein Gericht, das mit minimalem Aufwand größtmöglichen Genuss erzeugt und einen so elegant in eine Welt zurückholt, in der es nicht um Diskurse und Metafiktionen, Selbstreflexivität und postmoderne Beliebigkeit geht, sondern um die einfachen Dinge, die das Leben lebenswert machen. Vollkorn-Spaghetti mit Pesto eben. (Das "Vollkorn-" ist natürlich nicht zwingend notwendig, unterstreicht aber sehr schön den nussigen Pesto-Geschmack)
Ein Dank an die edle Spenderin, die sich vielleicht dazu überreden lässt, in einem Kommentar das Rezept dieses traumhaften Pesto zu verraten...

Mittwoch, 4. August 2010

Pimm's Nachtrag



Dieser Clip sollte niemandem vorenthalten werden... Die Form der Visualisierung eines Rezepts gefällt mir gerade ausgesprochen gut, sollte ich mal sehr viel Zeit haben (also nicht im nächsten halben Jahr), werde ich auch Rezept-Videos mit personalisierten Zutaten drehen, versprochen!
Bis dahin muss ich leider auf die traditionelle Form des Rezepts zurückgreifen, hier also noch ein -schriftliches- Rezept für einen Cocktail, der geschmacklich recht nah an das Original-Pimm's herankommt und auf der Website, von der das Rezept stammt (auf das mich ein guter Freund und Schnitzeljäger aufmerksam gemacht hat, danke dafür!), auch als Pimm's bezeichnet wird. Für alle, die gerade kein Pimm's No.1 im Haus haben ist dieses Getränk eine äußerst passable und sogar etwas kostengünstigere Alternative...
1 Teil Gin
1 Teil Martini Rosso
2 Teile Ginger Ale
2-4 Teile Zitronenlimonade (je nach gewünschter Stärke)
Früchte der Saison in kleinen Stücken
Salatgurke und Minze sind obligatorisch!
Eiswürfel
Mit vielen Früchten wird der Cocktail zu einer wunderbaren Bowle für die nächste Gartenparty, besonders gut schmeckt er mir mit Äpfeln, Zitronen, Orangen und Erdbeeren. Zitronenlimonade ist nicht unbedingt nötig, die doppelte Menge Ginger Ale tut's genauso. Statt oder zusätzlich zur Gurke wird, wie ich vor kurzem erfahren habe, in Großbritannien gerne Borretsch verwendet, der auch ganz leicht nach Gurke schmeckt und dessen lila Blüten in dem bernsteinfarbenen Cocktail sicherlich besonders dekorativ aussehen.
Ich werde mir jetzt noch eine Zeit lang sehr subversiv vorkommen ob der raffinierten Kombination eines Pimm's-Werbefilms mit dem Rezept für ein Fake-Pimm's, und mich dann wieder - leider ohne Cocktail - an die Magisterarbeit machen...